Am 20.11.2024 sind rund 80-100 Menschen unserer Einladung gefolgt, gemeinsam an die Opfer von Transfeindlichkeit zu gedenken und vereint für eine lebenswerte Zukunft, insbesondere für junge trans und gendernonkonforme Menschen einzustehen.
Aufgrund des Wetters wurde die Veranstaltung nach drinnen in die WIR AG verlegt. Nach der Eröffnung gab es Redebeiträge vom T4T-Kollektiv und von uns sowie mehrere zum Anlass verfasste Gedichte. Danach wurden die Namen der in den vergangenen 12 Monaten ermordeten und in den Tod getriebenen trans, nichtbinären und genderqueeren Menschen aufgeschrieben, um an ihre ausgelöschten Lebenswege zu erinnern. #SayTheirNames.
Anschließend inspirierte uns der Demo-Chor zu einem gemeinsamen Lied und es folgten noch einige Gedichte, Gedanken und Geschichten der hier zusammengekommenen Menschen.
Nach Abschluss des Programms nutzen viele Menschen noch die Möglichkeit, bei Tee und einem warmen Abendessen den Gedenktag gemeinsam ausklingen zu lassen, und die uns so oft von einer diskriminierenden Gesellschaft aufgezwungene Vereinzelung aufzubrechen.
Wir bedanken uns beim Demo-Chor für das gemeinsame Singen und Black Wok für das Mahl im Anschluss. Wir danken allen, die mit ihren Worte, mit ihrer Stille und mit ihren Emotionen zu diesem wichtigen Abend beigetragen haben.
Zur Dokumentation unsere Worte zum TDoR 2024:
Was bringt uns heute zusammen? In der Einladung für die heutige Mahnwache wurde eine Zahl genannt. Ein trockener, statistischer Wert, eine Summe in einer sorgfältig geführten Tabelle. Doch hinter der Zahl 426 stehen Schicksale, hinter den Namen auf der Liste verbergen sich Menschen, Leben, Zukunftspläne, Kämpfe und soziale Beziehungen. All diese wurden ausgelöscht, und es bleibt uns nur die Erinnerung.
426 ist ein Datenpunkt, nüchtern, scheinbar gefühlslos. Doch in diesem Datenpunkt codiert ist der Schmerz des Verlustes, der Schmerz hinter all dem, was hätte sein können, was hätte sein wollen, ja hätte sein müssen – und doch nicht mehr ist.
Die Gefühle von Trauer, von Wut und Verzweiflung, von Wehmut und Widerstand sind für uns schwer in Worte zu fassen und noch schwerer zu ertragen. Als hier versammelte, als trans Menschen und Allies können wir nur versuchen, in solidarischer Unterstützung zusammen zu stehen.
Anlässlich des Gedenktages für die Opfer von Transfeindlichkeit richten wir unser Mitgefühl an alle Freund*innen und Angehörige, sei es in Herkunfts- oder Wahlfamilien. Unsere Gedanken sind bei ihnen. Wir wünschen ihnen viel Kraft und sagen: Ihr seid in eurer Trauer nicht allein!
Doch wir wollen heute nicht nur über Trauer sprechen. Denn wir wollen, dass alle unsere trans Geschwister ihren Lebensweg weiter gehen können. Wir wollen jungen trans Menschen die Stolpersteine wegräumen. Damit sie nicht auf die Hürden blicken müssen, sondern auf gute Aussichten schauen können. Wir wollen, wir können, wir müssen Widerstand leisten, wo immer dieser Weg eingeengt, mit Spießruten versehen, oder gar ganz versperrt wird. Der TDoR ist genauso Trans Day of Resistance. Und wir sind uns sicher: auch in unserem Widerstandswillen sind wir nicht allein.
Im letzten Winter haben wir als Queer Pride zusammen mit der Gruppe Quarteera gegen die Eskalation der transfeindlichen Repressionen in Russland protestiert. Im Sommer haben wir überall in Sachsen queer und antifaschistisch, Schulter an Schulter zusammengestanden gegen rechte Mobilisierungen. In diesem Herbst schauen wir nach der Wahl Trumps mit neuer Besorgnis auf die USA. Dahin, wo mit religiöser Inbrunst der Kampf gegen geschlechtliche Vielfalt und körperliche Selbstbestimmung angeheizt wird.
Die Queer Pride Dresden setzt sich ein für eine Gesellschaft, in der alle Menschen ohne Angst verschieden sein können. Solange trans Menschen in Russland ihr Existenzrecht verwehrt wird, sagen wir: Grenzen auf für alle Verfolgten! Wenn in den USA unter Trump die LGBTIQ*-Bewegung dämonisiert und entrechtet wird, werden wir hier nicht schweigend wegsehen. Wenn halbstarke Jungnazis Prides und CSDs angreifen wollen, dann werden wir uns wieder wehren!
Doch langfristig geht es uns um viel mehr. Wir wollen nicht nur reagieren und Schlimmeres abwenden, sondern für das bessere Leben für alle eintreten. Nicht nur in Dresden, nicht bloß in Deutschland, nicht allein in Europa, sondern auf der ganzen Welt!
Wir stehen zusammen im Gedenken an die Opfer von Transfeindlichkeit.
Wir stehen zusammen im Kampf um Gleichberechtigung, um Anerkennung und Sicherheit.
Im Kampf um unsere Leben und unsere Freiheiten ist niemand vergessen!
Ihr alle, die ihr heute mit euren Namen sichtbar gemacht wurdet,
ihr alle, die ihr noch nicht einmal gezählt worden seid – Rest in Power!