Rede zur Take-Back-The-Night-Demonstration in Dresden
Hallo zusammen! Wir von der Queer Pride Dresden begrüßen euch hier am Gomondai-Platz und freuen uns auf eine kämpferische Demo. Denn wir queers haben ein fundamentales Problem mit dem Patriarchat. Wir haben ein Problem mit der machtvollen Einteilung in zwei gegensätzliche Geschlechter. Wir haben ein Problem mit den Zuschreibungen, den Zwängen und der Unterdrückung, die aus dieser Trennung erwachsen. Wir haben ein Problem, weil diese Unterdrückung auch ganz speziell gegen queere Menschen gerichtet ist.
Wir haben die Schwulenfeindlichkeit satt, die homosexuelle Männer als weniger männlich darstellt. Wir haben es satt, dass Männer sich in Abgrenzung zu Weiblichkeit definieren und diese abwerten sollen.
Wir haben die Lesbenfeindlichkeit satt, die sich über Frauen ergießt, die sich der Reproduktionslogik entziehen. Wir haben es satt, dass einige unsichere Männer einen persönlichen Affront darin erkennen, dass Frauen es auch nur wagen könnten, sie nicht attraktiv zu finden.
Wir haben es satt, dass Reaktionäre aus den unterschiedlichsten Ecken trans Menschen als Schreckgespenst aufbauen wollen. Wir haben es satt, dass nichtbinäre Menschen systematisch unsichtbar gemacht werden.
Eines stimmt allerdings: Wir sind eine Gefahr – eine Gefahr für das herrschende System. Allein unsere pure Existenz deckt bereits die Willkür der Geschlechtertrennung auf. Unsere Liebe und unsere Leben bedrohen den symbiotischen Pakt zwischen Kapitalismus und männlichem Chauvinismus. Und so trifft unsere widerständige Queerness immer wieder auf autoritären Argwohn.
In tödlicher Form traf dieser Argwohn Ella in Berlin, Malte in Münster und Brianna in Warrington. Doch auch in Sachsen tritt Queerfeindlichkeit offen zu Tage. Die NPD gibt in Döbeln den Einpeitscher auf der Straße. Ihre AfD-Kameraden im Landtag fragen nach der Anzahl an trans Menschen. Sie wollen uns verletzen, uns verdrängen, uns zum Verschwinden bringen.
Doch wir stehen hier als diejenigen, die wir sind. Wir werden uns nicht verstecken und wir werden nicht verstummen. Ganz im Gegenteil: wir sind weiter proud, wir bleiben pervers und provokativ!
Und wir werden zusammen mit euch laut. Laut für Freiheit, für den Feminismus und internationale Solidarität!
Lasst es alle hören: We’re here, we’re queer – we’re fabulous, don’t mess with us!