Heute findet die erste große Demonstration der Schülis gegen Rechts in Dresden statt.
Die wichtigsten Forderungen:
– mehr politische Aufklärung an Schulen.
– stärkere Konzequenzen für menschenverachtendes Verhalten an Schulen.
– das allgemeine Wahlrecht ab 16.
Wir freuen uns, dass wir diese wichtige Demonstration mit einem Redebeitrag unterstützen düfen. Genauso sind auch die Studis Gegen Rechts und Fridays For Future aus Dresden, das Bündnis gegen die Kürzungen in Dresden und die Schüler*innengewerkschaft Schwarze Rose am Start.
Unsere Rede könnt ihr hier nachlesen:
Hallo zusammen, liebe Schülis, liebe Queers und Allies,
ich freue mich, dass wir heute so viele Menschen sind um uns gemeinsam gegen rechte Gewalt und Feindseligkeiten einzusetzen. Wir haben schon gehört, wie diese den Schutz von Schüler*innen bedroht. Und dabei dürfen wir nicht vergessen, auch konkret die Rechte von queeren Schülis zu verteidigen.
Wir wissen aus leidlicher Erfahrung, dass queere Jugendliche häufig besonders mit Anfeindungen zu kämpfen haben. Sie berichten, wie in Geschichte deutsche Nazi-Vergangenheit verharmlost und in Gemeinschaftskunde mit rechten Parteien sympathisiert wird. Sie berichten genauso von Lehrkräften, die ihren trans Schüler*innen nicht mit dem gewünschten Namen ansprechen oder den Zutritt zur Toilette erschweren. Das sind einfache Dinge, die selten Konsequenzen haben, weil der gesetzliche Schutz nicht ausreicht. Aber es braucht auch nicht erst Gesetze, um queere Schülis zu verteidigen. Alles, was es dafür braucht ist simple Akzeptanz, Courage, Verständnis und Solidarität – Eigenschaften, die von guten Pädagog*innen zu erwarten sind. Trotzdem nutzen manche Lehrkräfte ihre Macht und Autorität aus, um es queeren Schüler*innen noch schwerer im Schulalltag zu machen.
Dabei brauchen besonders diese Schülis den Schutzraum Schule dringender als andere. Viele queere Jugendliche haben nicht die Möglichkeit, sich zu Hause wohl und anerkannt zu fühlen. Viele sind eher in ihren Klassen geoutet, als zu Hause. Sie haben Angst davor, dass die Familie oder die Bezugspersonen sie nicht akzeptieren oder sogar verstoßen könnten. Deshalb sind sensibles Lehrpersonal und geschulte Ansprechpersonen wichtig. Oft vermitteln Sozialarbeiter*innen zwischen Schüler*innen, Lehrkräften und Eltern. Wenn die Stadt Dresden wie geplant 1,5 Millionen Euro für Schulsozialarbeit kürzt, ist dies fatal. Dann verlieren Kinder und Jugendliche an 20 Dresdner Schulen eine der wenigen Unterstützungsmöglichkeiten. In Zeiten von rechter Hetze werden davon in und außerhalb der Schule aber dringend mehr, als weniger benötigt!
Laut einer Befragung der EU-Grundrechteagentur von 2020 kann sich fast die Hälfte von LGBTQ-Schülis in ihrer Schule wegen Mobbings nicht sicher fühlen. Diese Zahlen werden von rechten und konservativen Parteien und deren Anhängerschaft in die Höhe getrieben.
Die AfD zum Beispiel fordert die „Rückkehr des traditionellen Familienbilds“. Sie werten damit die Lebensrealitäten der queeren Schüler*innen ab. Sie bedrängen damit alle jene, die sowieso schon an den eigenen Schulen mit Beschimpfungen, Ausgrenzungen, Ignoranz und Gewalt zu kämpfen haben.
Und sie nehmen ganz gezielt wichtige Bildungsprojekte in’s Fadenkreuz. Wir reden hier von anerkannten Projekten, welche schon jahrelang von den Schulen selbst eingeladen werden. Wie die Projekttage vom Gerede oder NDC, die in Schulklassen wichtige, antidiskriminierende Arbeit machen. Indem sie die dort Aufklärung nachholen, welche in den Lehrbüchern nicht zu finden ist. Oder indem sie Unterstützung in Klassen bieten, in denen Mobbing ein großes Problem ist.
Im Juni 2023 forderte die AfD unter Ihrer Kampagne „Vorsicht! Genderwahn im Stundenplan“ aggressiv im Landtag das sofortige Ende der Projekte. Eine große Portion transfeindliche Rhetorik war mit eingeschlossen. Wie wir es nicht anders kennen waren die Punkte der Partei haltlos, diskriminierend, schlecht informiert und gelogen. Und nicht zuletzt ging es auch mal wieder um die ach so gefährliche „Gender-Sprache“. Mit dem dazugehörigen Antrag im Landtag ist die extrem rechte Partei zwar nicht durchgekommen.
Trotzdem konnte sich der Punkt des Gender-Verbots an sächsischen Schulen durch die ständige rechte Propaganda durchsetzen. Der CDU-Kultusminister Piwarz hat diese ausgrenzende Rhetorik übernommen und bereits 2021 einen Erlass verordnet. 2023 wurde dieser noch einmal verschärft. Geschlechtergerechte Sprache zählt nun in der Bewertung von Tests und Klausuren oft als Fehler. Eine Bestrafung für alle, die solidarisch und inklusiv sprechen und schreiben möchten. Dazu wird das Thema seit Jahren von rechts befeuert, um Hass gegen queere Menschen zu schüren.
So zerstritten verschiedene rechte und rechtsextreme Kräfte auch sein mögen, bei einer Sache ziehen sie immer an einem Strang. Nämlich wenn es darum geht, trans, inter und nicht-binäre Menschen ins Visier zu nehmen und sie in der Öffentlichkeit zu dämonisieren.
Unter all diesem Druck von Rechts und fehlender Unterstützung vom System wollen wir als Queer Pride Dresden an der Seite aller queeren Schüler*innen stehen. Wir fordern mehr Rechte, mehr Sichtbarkeit und mehr Unterstützung an Schulen. Wir fordern eine Ende des Verbotserlasses genauso wie Konsequenzen für rechte Lehrkräfte. Ausgrenzung, Machtmissbrauch und Hass hat an Orten von Bildung nichts zu suchen!
Bleibt weiter stabil, werdet weiter aktiv, seid weiter engagiert für eure wichtigen Anliegen!
Wir sehen euch und stehen an eurer Seite!
Quellen:
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/queer-schule-101.html
https://fra.europa.eu/en/publications-and-resources/data-and-maps/2020/lgbti-survey-data-explorer
https://www.saechsische.de/politik/nach-penis-teddy-kampagne-afd-scheitert-mit-antrag-gegen-schule-der-vielfalt-QG6LCTQYSFNW3BY2RF7YM52JFM.html
https://edas.landtag.sachsen.de/viewer.aspx?dok_nr=13020&dok_art=Drs&leg_per=7
https://www.queer.de/detail.php?article_id=45786