Kälte und Wärme rund um den 13. Februar

Wir freuen uns, dass am 13. und 15. Februar so viele Menschen entschlossen gegen den geschichtsvergessenen Opfermythos und den Nazi-Fackelmarsch protestiert haben. Bitte denkt auch daran, dass am 16.02. der Mahngang Täter*innenspuren stattfindet.

Wir dokumentieren hier unsere Rede zu diesem Anlass:

Liebe Freund*innen, liebe Antifaschist*innen,

Es ist heute kalt, hier am Altmarkt in Dresden. Vielleicht zittert ihr, weil ihr schon mit einer der Zubringerdemos lange durch den eisigen Februarwind gelaufen seid. Aber vielleicht ist es auch nicht nur das Wetter, das euch zu schaffen macht. Es wird uns kalt im Herzen, wenn wir an die Ausgrenzung in Deutschland denken, wenn wir an die Abschottung in Europa denken. Und möglicherweise zittert ihr eher vor Wut gegenüber der AfD, die diese unmenschliche Kälte weiter vorantreiben will?

Diese faschistische Partei ist heute auch wieder unterwegs. Sie will den Opfermythos zementieren und die Geschichte verleugnen. Aber die AfD will nicht nur die Zerstörungen der Vergangenheit umdeuten, sie will auch unsere Zukunft zerstören. Vor einem Monat hat sie in Riesa ihr Programm für die Bundestagswahl beschlossen. Ihre Pläne strotzen dabei vor Sozialabbau, Entrechtung und Ausgrenzung. Die Forderungen richten sich gegen geschlechtliche und sexuelle Vielfalt, sind zutiefst antifeministisch und transfeindlich. Sie stehen gegen alles, was wir uns für eine bessere Zukunft wünschen.

Genau deswegen waren wir mit tausenden in Riesa, um ihre Pläne zu blockieren. Und genau deswegen stehen wir von der Queer Pride Dresden auch heute wieder mit euch Schulter an Schulter in der Kälte. Zusammen zeigen wir, was wir von extrem rechter Politik halten: nämlich überhaupt nichts! Und eure Solidarität spendet mehr als genug Wärme, um heute gut durch den Abend zu kommen. Unser gemeinsames, entschlossenes Handeln gegen Geschichtsrevisionismus, Rassismus, und Sexismus stärkt unsere Kraft. Euer Einsatz macht uns Mut, weiter für eine gerechte Gesellschaft zu kämpfen. Dass so viele Menschen politisch aktiv sind, befeuert die Flamme der Hoffnung in diesen ungewissen Zeiten!

Vielen Dank dafür euch allen!

Als Queer Pride Dresden wirken wir seit 2020 auf ganz unterschiedlichen Wegen auf eine bessere Zukunft hin. Wir setzen uns für eine starke queere Community ein. Für queere Sichtbarkeit im Alltag, für selbstbewusste Forderungen in der Politik. Wir kritisieren seit unserer Gründung rechte Parteien und faschistische Akteur*innen. Wir stellen uns gegen all jene gesellschaftlichen Bewegungen, die soziale und politische Rückschritte erzwingen wollen. Wir kämpfen gegen patriarchale Ideologie und Antifeminismus. Nicht weil es uns so Spaß macht, ständig mit Hass und Hetze konfrontiert zu sein, sondern weil wir das seit Langem endgültig leid sind.

In vielen Staaten besteht die Gefahr, dass einmal erkämpfte Rechte wieder abgeschafft werden. Hitlerfan Musk und Diktator Trump versuchen sich gerade in den USA in der praktischen Umsetzung der faschistischen Dystopie.

Genau wie Trump will auch die AfD will nicht, dass queere Menschen irgendwo vertreten sind. Sie wollen uns nicht in der Politik, sie wollen uns nicht in der Öffentlichkeit oder in den Medien, sie wollen uns nicht in den Schulen oder in den Kitas und schon gar nicht in der heiligen idyllischen christlichen weißen Kleinfamilie. Sie wollen einfach nicht, dass wir existieren. Es handelt sich hier um ein grundlegend reaktionäres, rechtes und sogar faschistisches Projekt. Diesem müssen wir uns auf allen Ebenen entschlossen entgegen stellen!

Was wir tun können – was wir tun müssen! – ist, weiterhin für Gleichberechtigung zu kämpfen. Ein Ende der Diskriminierung von Vielfalt einzufordern. Für unsere Rechte und für uns selbst einstehen. Für all jene laut sein, die nicht frei demonstrieren können. Zusammen für diejenigen eintreten, die sich aus Angst vor Gewalt nicht outen wollen!

Vereinzelt und alleine wird es uns nicht gelingen, der alltäglichen Queerfeindlichkeit, Sexismus oder der Ausbeutung auf Arbeit den Kampf anzusagen. Vereinzelt und alleine wird es uns nicht gelingen, unterdrückte Menschen vor Räumungen, Abschiebungen und struktureller Gewalt zu schützen. Aber wenn wir uns zusammenschließen, dann werden wir das rechte Gebrüll übertönen, dann können wir etwas verändern!

Wir stehen heute mit euch genau für diese Vielfalt und Menschenrechte. Und das gibt uns Mut. Es gibt uns Zuversicht, dass wir als queere, als antifaschistische, als feministische Bewegung zusammen stehen werden.

Wir haben für die Pride dieses Jahr in Dresden ein ziemlich simples Motto: „QUEER AND ANTIFASCIST – unsere Brücken halten!“

Weil wir finden: Antifaschismus und queere Befreiung, das gehört unteilbar zusammen.

Weil wir wissen: wir können den Kampf um eine Zukunft in Würde, Freiheit und Vielfalt nur gewinnen, wenn wir solidarisch zusammenhalten.

Unsere Brücken sind stärker als Leistungszwang, Ausgrenzung und Abwertung. Aber wir müssen diese Brücken vor populistischer Säure schützen, die in kleine Spalten eindringen und solidarische Verbindungen verätzen will.

Also geht wie heute weiter auf die Straße, organisiert euch mit uns und leistet gegen diese Zustände Widerstand. Steht eurer Kolleg*in of Colour solidarisch zur Seite. Besetzt Räume, streikt, blockiert Abschiebungen und Naziaufamärsche. Für eine Zukunft ohne Hass, Gewalt und Ausbeutung! Hier in Dresden, überall in Deutschland und auf der ganzen Welt!

Wir kämpfen weiter für Gerechtigkeit! Und wenn wir dabei gegenseitig füreinander einstehen werden wir diesen Kampf auch gewinnen, dann werden unsere Brücken halten!

Euch allen einen herzlichen Dank, dass ihr heute hier seid! Kommt gut durch den Abend und sicher nach Hause. Wir wünschen euch viel Kraft und Motivation für kommenden Samstag und das vor uns liegende Jahr. Und wenn ihr möchtet, kommt am 21.06. gerne nach Dresden zur Queer Pride. Wir versprechen euch, dass ihr da weder vor Kälte noch vor Wut zittern müsst.

Doch heute heißt es erstmal für uns alle zusammen:
Schulter an Schulter für mehr soziale Wärme!
Schulter an Schulter für unsere Zukunft!
Schulter an Schulter gegen den Faschismus!