Hallo an alle. Auch wenn wir nicht anwesend sein können. Wir sind das f*F, alias feministisches Forum, aus Görlitz und wir wünschen euch eine wunderbare Queer Pride! Wir hoffen, ihr könnt die Energie von heute mit in den Alltag nehmen.
Unser Redebeitrag wird weniger mit politischen Forderungen aufgeladen sein. Wir haben uns dazu entschieden, heute die Feel-Good-Gruppe zu sein. Unser Wunsch ist es, dass alle von uns jeden Tag fühlen können wie großartig sie sind. Wir wissen, dass das leider noch keine Realität ist, aber heute wollen wir euch mit unseren Worten ein bisschen davon geben. Es ist wunderbar zu wissen, dass sicherere Räume entstehen können, auch in ländlichen Regionen oder kleinen Städten. Es ist schön zu wissen, dass es mehr Räume werden, in denen wir uns austauschen und Kraft tanken können. Es ist schön zu wissen, dass jeden Tag kleine Schritte von großartigen Menschen gegangen werden. Als queerfeministisches Kollektiv in Ostsachsen sind wir mit einigen Hürden konfrontiert, die vielleicht in größeren Städten weniger problematisch sind. Ohne dabei Erfahrungen abzusprechen oder Situationen an anderen Orten zu verharmlosen, wollen wir auf etwas hinweisen: Wie wichtig queere Räume vor allem auch im ländlichen Raum sind. Uns ist im Vergleich auch noch eins aufgefallen: Es gibt nicht wirklich eine Szene, in der wir uns divers ausprobieren, in der wir uns entdecken und wenn nötig zurückziehen können. Wir müssen relativ weite Wege auf uns nehmen, um uns in einer queeren Blase auszuprobieren. Das zieht Kraft. Aber gleichzeitig gibt es uns eine gewisse Zähigkeit. Queerfeministischer Aktivismus im ländlichen Raum bedeutet für uns Folgendes: Für uns konkret bedeutet es, dran zu bleiben und Pausen zu machen. Es bedeutet, immer wieder auch in der linken Szene Veranstaltungen zu rechtfertigen, die nur für Frauen, Lesben, Inter, Nichtbinäre, Trans und Agender Personen zugänglich sind. Es bedeutet, das ganze Programm, welches wir konsumieren wollen, selber zu organisieren. Es bedeutet also genauso gut einen Do-It-Yourself-Erprobungsraum. Und es bedeutet vor allem Freundinnenschaft, Haltung und sich mit dieser nicht allein zu fühlen. Es bedeutet zu spüren, dass Aktivismus nicht erst anfängt wenn es sehr viele Menschen mitbekommen. Es bedeutet zu glauben, dass jeder kleine Schritt und jeder Gedanke zählt. Es bedeutet, dass Aktivismus keine Performance ist.
Wir kämpfen für eine Region, in der sexuelle Orientierung nicht als Schimpfwort genutzt wird, weder im Privaten, in der Schule oder bei Lohnarbeit. Wir träumen von einer Stadt, in der alle unterwegs sein können wo und wann sie wollen, ohne vorher ihre Netzwerke checken zu müssen. Wir hoffen auf eine Welt, in der wir uns keine Gedanken mehr machen müssen, ob unsere Familien uns akzeptieren. In der Sexualität kein Geheimnis mehr sein muss. In der Menschen sich ausprobieren und dazu lernen können ohne Angst vor Verfolgung. In der in Beziehungen primär darauf geachtet wird, ob sie den Beteiligten gut tun anstatt darauf, ob sie einer angeblichen Norm entsprechen. In der unser Umgang von Wertschätzung und Neugier gestaltet wird anstatt von Angst, Vorurteilen und Gewalt. Wir kämpfen für eine Region, in der Jugendliche auch in der Schule sicher ihre Identität finden und ausprobieren können und dabei unterstützt werden. In der wir einander helfen zu heilen anstatt die gleichen Wunden immer wieder aufzubrechen.
Wir sind dankbar für alle tollen Menschen, die heute hier sind. Egal ob nur in Gedanken oder vor Ort. Ihr werdet gebraucht und gefeiert! Nutzt den Tag auch zum vernetzen und findet Menschen, mit denen es Spaß macht, sich dem Ganzen zu stellen.
Lasst uns feiern wer wir sind.
Lasst uns feiern, dass es viele von uns gibt.
Lasst uns unseren Herzen Mut schenken, Kraft, Freude und Stolz.
Lasst uns ein Zeichen setzen für alle Menschen, die bedroht werden, wenn sie leben wer sie sind. Lasst uns Menschen auch in abgehängten Regionen einen Zugang zu Informationen bieten, die ihnen helfen, sich selbst zu verstehen.
Lasst uns den Raum einnehmen, laut, bunt und stark sein. Für uns und alle da draußen, die unsere Solidarität brauchen.
Lasst uns die vermeintliche Normalität unterwandern und den menschenfeindlichen Narrativen die Macht nehmen. In Dresden, in Görlitz, in Sachsen auf dem Land. Und überall sonst.
PS: Wenn ihr Lust habt, kommt uns am 12. August auf der Queer Area zum Fokus Festival in Görlitz besuchen.